Spätestens mit den energiepolitischen Entscheidungen der Bundesregierung rückt die Frage der zukünftigen Energiegewinnung stärker in den Fokus. Aber es gilt der alte mahnende Spruch der Großmutter, dass man dennoch
nicht jedem windigen Glücksritter Glauben schenken darf:
Ein Unternehmen plant in der Vorderpfalz ein Projekt, das Tiefenbohrungen in mehreren Kilometern Tiefe vorsieht und vorrangig der Lithium-Gewinnung dienen soll. Als Nebenprojektsoll dem geförderten Tiefenwasser die Wärme
entzogen und zu Zwecken der Energiegewinnung genutzt werden. Auch unser schönes Haßloch ist als möglicher Standort anvisiert.
Um die Projektrealisierung voranzutreiben, zieht man alle Register: Den heimischen Vereinen bietet man großzügige Sponsorengelder an, man unterstützt finanziell und unter Bereitstellung großer Werbebanner Veranstaltungen
politischer Parteien in unserem Großdorf. Und dennoch will die Begeisterung bei den Haßlochern für das Projekt nicht so recht entfachen. Es bleiben viele Fragen offen:
Wie soll die Energie die Haushalte erreichen?
Ein entsprechendes Fernwärmenetz ist schlicht nicht vorhanden. Investitionen in Höhe von nahezu 100 Millionen Euro werden dafür prognostiziert zu finanzieren übrigens durch die Gemeindewerke und damit letztlich durch die Haßlocher Bürger über Energiekosten und über fnanzielle Unterstützungen durch die Gemeinde,
also über die Steuergelder der Haßlocher. Das planende Unternehmen schließt die Errichtung eines Netzes auf eigene Kosten jedenfalls aus. Besteht das Risiko von Erdbeben und Hausschäden? Mehrfach wurden die Projektplaner
danach gefragt. Die Antworten waren wenig beruhigend. Und gegen Risse in den Häusern sei
man ja schließlich versichert. Eine Schadensregulierung bei Häuserrissen „ohne Wenn und Aber“, wie sie seitens der Planer vollmundig versprochen wird, erweist sich aufgrund der doch recht bescheidenen Versicherungssumme und der Erfahrungen der betroffenen Bürger in der Landauer Gegend als wenig glaubhaft. Auf die Nachfrage, ob man denn bereits erfolgreich Lithium andernorts nach der geplanten Methode habe gewinnen können, bleiben die Projektplaner eine Antwort schuldig: Ganz offensichtlich ist die technische Umsetzung noch in der Erprobungsphase. Derweil entwickelt die Forschung andernorts bereits günstigere Alternativen zum Einsatz von Lithium in der industriellen Produktion. Wo aus wirtschaftlichen Erwägungen heraus kein Lithium mehr gefördert wird, entsteht auch keine
Tiefenwärme mehr für die Energieversorgung der Bürger. Die Investitionen in ein Fernwärmenetz wären dann ein wirtschaftlicher Schaden, der am Steuer-und Energiepreiszähler hängen bleiben würde.
Es sind viele Fragen offen, nach meiner Meinung viel zu viele Fragen. Die berechtigten Bedenken und Sorgen der Bürger nehme ich dabei sehr ernst. Bei so vielen Unklarheiten und Zweifeln sollte man daher auf „Nummer sicher“
gehen und ein waghalsiges Projekt rechtzeitig stoppen.

Tobias Meyer
seit 2020 unser
CDU Bürgermeister
für Haßloch