Am 7.4. 2022 hat die FrauenUnion Haßloch Frau Claudia Theobald, Vorsitzende des Kita Fachkräfteverbandes von Rheinland-Pfalz eingeladen. Vor interessierten CDU Mitgliedern hat sie uns über die Probleme bei der Kitabetreuung in RLP und natürlich auch in Haßloch informiert und konkrete Lösungsvorschläge unterbreitet.

Im August 2020 wurde u.a. von Frau Theobald in Rheinland-Pfalz der KitaFachkräfteverband mit 20 Mitgliedern gegründet, heute sind es fast 500 Mitglieder. In RLP ist zwar immer noch der grösste Verband, aber es gibt inzwischen in 12 Bundesländern Kita Fachkräfteverbände, in 2 weiteren gibt es Gründungsinitiativen.
In allen Bundesländern sind die Probleme ähnlich: die Kinderbetreuung wurde in den letzten 20 Jahren stark ausgebaut, aber
– weder die personelle Ausstattung,
– noch die räumlichen Bedingungen wurden an die neuen Anforderungen entsprechend angepasst.

In der Forschung und unter Fachleuten wurde geforscht und diskutiert, unter welchen Bedingungen eine ganztägige Betreuung in kindgerechter Form möglich ist. Dabei haben folgende Mindestanforderungen an die Betreungsrelation einen Konsens bei den Fachleuten gefunden:

  • bei einer Gruppe mit nur unter 3 Jährigen eine Fachkraft für 3 Kinder,
  • bei einer Gruppe von 3 – 6 Jährigen 7,5 Kinder pro Fachkraft und
  • bei Gruppen von 2 – 6 Jährigen – wie meistens in Haßloch – 4,9 Kinder pro Fachkraft

Nach diesen Kriterien sind in RLP 80% der Kitas personell nicht ausreichend ausgestattet!

Eine aktuelle Umfrage unter Kita Leitungen ergab, dass mehr als 9000 deutsche Kitas in über der Hälfte der Zeit die Aufsichtspflicht nicht gewährleisten konnte. Das waren doppelt soviele wie im Jahr davor.

Das neue Kita-Gesetz von 2019 in RLP sieht einen Personalschlüssel von 10 Kindern pro Fachkraft für die direkte Betreuung im Alltag vor. Bei den Zwei- bis Sechsjährigen sind das mehr als doppelt soviele Kinder wie von den Fachleuten als kindgerecht empfohlen.

Obwohl es klar war, dass zuwenige Fachkräfte zur Verfügung stehen, sind die Anforderungen an die Kitas seitens des Bundes und aber vor allem seitens der RLP Landesregierung immer höhergeschraubt worden. Ein wachsender eklatanter Fachkräftemangel wird in der Fachpresse seit mindestens 20 Jahren beschrieben.

Die Kita Träger – Kommunen und kirchliche und sonstige Träger – , die an das Gesetz gebunden sind, haben sehr große Probleme es umzusetzen. Dazu kommt noch, dass ab 2026 durch ein Bundesgesetz alle Grundschulkinder einen Rechtsanspruch auf eine ganztägige Betreuung haben, die auch von Erziehern geleistet werden soll.

Durch die im Gesetz garantierten verlängerten Betreuungszeiten und Anspruch auf ein Mittagessen, sind verbesserte räumliche und sonstige Ausstattungen nötig. Dafür wurden fast keine zusätzlichen Mittel bereitgestellt.

Es wurde also ein Rechtsanspruch etabliert wohl wissend, dass das Gesetz nicht umsetztbar ist!

Veröffentlicht: 09.04.2022

Gudrun Götz, Sprecherin der Frauen Union hat sich bei Frau Theobald für das sehr interessante Gespräch bedankt.